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Im September 2016 ist der Aufsatz

Der lange Weg zur Briefmarke. Vergangenheitspolitische Ehrzuschreibungen an die emigrierten Physiker Max Born und James Franck

erschienen.

1039336Die Physiker Max Born (1882-1970) und James Franck (1882-1964) erhielten bereits zu ihren Lebzeiten vielfältige Anerkennungen, von Ehrenpromotionen und wissenschaftlichen Auszeichnungen bis hin zu Mitgliedschaften in renommierten Akademien im In- und Ausland. In akademischer Hinsicht stechen sicherlich die Nobelpreise für Physik hervor, den Franck 1925 und Born 1954 erhielt. Beide mussten 1933 die Göttinger Universität aufgrund des „Arierparagraphen“ des Berufsbeamtentumsgesetzes verlassen. Nach 1945 versuchten Stadt und Universität, im Gegensatz zu anderen Verfolgten die beiden renommierten Wissenschaftler wieder in ihre akademische community und in die Göttinger Gesellschaft zurückzuholen – unter anderem durch die Verleihung der Ehrenbürgerwürde im Juni 1953.

Die im 1982 zum 100. Geburtstag der beiden Wissenschaftler erschienene Briefmarke nahm ihren Ursprung jedoch im Anliegen des Sohns von Max Born, Gustav Born, seinem Vater dieselbe „Ehre“ zukommen zulassen wie anderen (nichtverfolgten) Wissenschaftlern auch.

Der Beitrag untersucht die vergangenheitspolitische Funktion von Ehrzuschreibungen anhand verschiedener Ehrungsformen und ordnet die Intentionen der Initiatoren wie die Reaktionen der zu Ehrenden in die institutionelle und individuelle „Aufarbeitung“ der NS-Zeit in der Bundesrepublik ein.

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Ersttagsbrief zum Erscheinen der Briefmarke am 12. August 1982

in: Dietmar von Reeken, Malte Thießen (Hg.), Ehrregime. Akteure, Praktiken und Medien lokaler Ehrungen in der Moderne

Die Einleitung des Bandes finden Sie an dieser Stelle.

(Vandenhoeck & Ruprecht unipress, Formen der Erinnerung – Band 63)

Verlagsankündigung:

Ehrungen sind ein gesellschaftliches Problem: Seit Jahren brechen in Deutschland Debatten über Straßennamen und Ehrenbürger auf, stehen koloniale, nationalsozialistische oder militärische Traditionen in der Kritik. Der Sammelband greift diese Debatten auf, um der Geschichte von Ehrungen in deutschen und europäischen Städten im 19. und 20. Jahrhundert nachzuspüren. Im Fokus stehen Auseinandersetzungen um die Benennung von Straßen und Gebäuden, beim Errichten von Denkmälern, bei der Verleihung von Ehrenbürgerschaften oder bei der Widmung von Briefmarken. Damit geht es um Zusammenhänge zwischen Ehrungen, sozialen Normen und Ordnungen, zwischen Räumen, Objekten und Identitäten und um die grundlegende Frage, was Ehrungen über den Wandel moderner Gesellschaften aussagen.


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