BAUEN UND PLANEN IM NATIONALSOZIALISMUS

Das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) hat über das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBSR) ein Forschungsprojekt ausgeschrieben, das sich in insgesamt 12 Teilprojekten mit verschiedenen Dimensionen vom „Bauen und Planen im Nationalsozialismus“ beschäftigt. Hierbei sollen „die NS-Vergangenheit der damals zuständigen Institutionen für Stadtentwicklung, Wohnungswesen, Raumordnung und Bauen in der NS-Zeit sowie angrenzender Zeiträume“ in den Blick genommen werden.

Die Historischen Forschungsstelle des Leibniz-Instituts für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) hat hierbei das Teilprojekt 4 „Städtebau und Bestandspolitik 1933-1945“ eingeworben, an dem ich seit 2019 beteiligt bin. Mehrere bislang nur punktuell verbundene Forschungsstränge – Architektur- und Städtebaugeschichte, die allgemeine Institutionengeschichte des NS-Regimes und die kommunalgeschichtliche Täter-Forschung – sollen zusammengeführt werden, so dass architektur- und planungsgeschichtliche, politik- und kulturgeschichtliche Perspektiven auf das Planen und Bauen in der NS-Zeit aufeinander bezogen werden können.

Städte mit Förderanträgen für das Reichsprogramm Altstadtsanierung (Stand März 1939) (Entwurf Kerstin Thieler).
Quellen: Altstadtsanierung mit Reichshilfe 1934-1938. Eine Untersuchung aufgrund amtlichen Materials durchgeführt von der deutschen Gesellschaft für Wohnungswesen, Berlin 1940; gemeinfreie Karte: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Reich_in_den_Grenzen_vom_31._Dezember_1937#/media/Datei:DR1937.1.png

Entwicklungen, die vorrangig architekturhistorisch und mit Blick auf die Biographien der zentralen Akteure erforscht wurden, wie etwa Repräsentationsbauten, sollen unter dem Blickwinkel des institutionellen Zusammenspiels und der Organisationsgeschichte der wichtigsten Akteure (Kommunen, Gauverwaltungen, Hochschulen) betrachtet werden. Die Entwicklung der Altstadterneuerung und der wenigen in der NS-Zeit neu gebauten Städte soll systematischer als bisher erfasst und in internationale Zusammenhänge (insbesondere Entwicklungen in Italien und der UdSSR) eingebettet werden. Schließlich sollen Vergehen und Verbrechen in den untersuchten Zusammenhängen und Organisationen sowie von konkreten Personen dokumentiert werden. Pläne und Bildmaterial sollen systematisch recherchiert und ausgewertet werden mit dem Ziel einer reflektierten text-bildlichen Darstellung.

Die Forschungsergebnisse dieses Teilprojekts sollen in einer Monographie veröffentlicht werden, die im Oktober 2021 zur Begutachtung eingereicht wurde.